Erde- die Stabilität deines Seins

1. Urgrund und Bodenhaftung

Symbolisch gesprochen gleicht der Körper einem Baum, dessen Wurzeln der Zugang zur Quelle der Gesundheit sind. Wer fest im Leben verankert ist und tief eingebunden in sein Naturell, kann alt werden, wie ein Baum. Mit wachsenden Jahresringen weitet sich der Stamm und vereint Erfahrungen und Programmierungen gut geschützt unter seiner Rinde. Sie zeichnet auch ein Abbild der Wachstumsbedingungen, mit Beulen, Verwachsungen oder Kerben. Von ihnen hängt ab, wie verzweigt sich eine Krone vollendet. Diesem Bild ähnlich, dient Kapha in Verbindung mit Wasser dem Nährboden und der Substanz, die Struktur und Festigkeit gibt, aber auch den Lebenshunger nach Wachstum stillt.

Nach dem Prinzip „Prithivi“, ist Erde der Boden, der trägt, unsere Herkunft, die uns hält, selbst wenn im Jahres- und Lebenslauf nichts so beständig ist, wie die Veränderung. Stabil bleiben die Liebe, treue und ausdauernde Bindungs-personen, auf die wir bauen können und Bezugssysteme, die wie ein Fels in der Brandung standhalten, auch wenn Lebensbedingungen wanken.

Im Ayurveda zählen die Prägungen und Zyklen in 7 Jahresabständen zum Kaphaprinzip. Was von Natur aus in Kindheit die ersten 7 Lebensjahre formt und sich bis zur Jugend im 14. Lebensjahr vollendet, prägt bis ins Erwachsenenalter bis zum21. Lebensjahr. Bis Ende zwanzig festigen sich Charakter und Wesenszüge, die uns im Alter robust und standhaft sein lassen. Selbst die Wandel- oder Wechseljahre spielen im Ayurveda eine bedeutsame Rolle.


Zur ganzheitlich systemischen Betrachtungsweise meiner Beratung gehört daher immer eine biografische Aufstellung der Lebenssituation. Stärken und Ressourcen mittels Sozialanamnese herauszuarbeiten, Risiko- und Schutzfaktoren aus der Vergangenheit deutlich zu machen, aber auch Halt im zweifachen Sinne zu erkennen, ist Ziel der gemeinsamen Lebenslaufbeschreibung.

Der erste Schritt zur Gesundung ist Enge und Grenzen zu sprengen. „Stopp zu sagen“ als 2. Schritt der Genesung bedeutet das „Nein zu anderen, als ein ja zu mir!“ zu sehen. Ein Problem kehrt sich um, wenn ihm Einhalt geboten wird. „Halte auf!“ in Abgrenzung zur Fremdeinmischung, setzt den Fokus dabei auf Verselbstständigung und Abnabeln. Alte Gewohnheiten aus dem Elternhaus müssen häufig erst durch aktuelle Lebensaspekte erneuert werden.

In Krisensituationen hingegen, sind es genau diese Stützpfeiler, die lebenslang begleiten und bleiben, wenn z.B. durch Krankheit oder Trauma lebensbedrohliche Situationen den Boden unter den Füßen wegziehen. Selbst, wenn einem Menschen alles genommen scheint, finden wir immer etwas, das bleibt. Ayurveda bietet Halt in der eigenen Bestimmung und dem Sinn es Lebens, den wir in multiperspektivischer Betrachtung der Lebenswelten, z.B. mit der Methode „Lebensrad“ im Bereich Arbeit, Familie oder Freizeit herausarbeiten.


2. Erdanziehung und Beziehung

In Haft genommen sein, zu viel Beständigkeit und Antrieblosigkeit, aber auch Anhaften an Dingen, wie an Gründen und Ausreden, macht es Pitta- oder Vata- Typen oft schwer, geduldig mit Kapha dominanten Mitmenschen zu sein. Erde steht auch für das, was einen runterzieht, unflexibel und schwermütig macht.

Das Bewegungsmaß, depressive Verstimmungen oder starres Festhalten an Alltäglichem machen Veränderungen häufig unmöglich. Selbst logisch schädigende Einflüsse können aus eigener Kraft nicht gemieden werden. Ziel der Gesundheitsberatung ist hierfür immer die Anbindung an Gleichbetroffene.

Die Kraft der Gruppe und das Nutzen von Synergien kann Quelle der Lebendigkeit sein. Die Arbeit am Inneren Kind und Methoden der Persönlichkeitsentwicklung kommen der Idee von „Bauwerkssanierung“ oder der „Generalüberholung“ einer Maschine gleich. Jede Art von Kur, d.h. eine mittelfristige Entbehrung durch Verzicht, sei es ein Klosteraufenthalt, ein Sabbatical oder ein Fastenurlaub- jede Veränderung beginnt mit dem ersten Schritt.

Im Ayurveda vereint die Panchakarmakur alle Ausleitungsverfahren, wie Massagen, Einläufe, Erbrechen oder im wahrsten Sinne des Wortes „Aushungern“. (https://www.heritancehotels.com/ayurveda/ayuruvedic-treatments.html) Für die Regenerierung des Körpersystems wird dem Krisenherd Energie entzogen, z.B. dem vegetativen Nervensystem durch Verbot von Drogen, wie Nikotin, Koffein oder Alkohol Substanzen, die Stress beeinflussen. Der Stirnguss, Akkupunktur oder Akupressur dienen der Stärkung des Nerven-systems, um sich neue Kraftquellen zu erschließen.

Ist der Reset Knopf einmal gedrückt und nach Darmsanierung oder Heilfasten der Geist beruhigt, können „Erden“ ausgeschwemmt und Schlacken oder toxische Zellgifte abgebaut werden.

Platz für Neues hat danach einen nachhaltigen Erfolg.

3. Wachsen und Vergehen

Nahrung die nährt ist gehaltvoll und lebendig, ebenso wie nährende Gespräche mit Menschen mehr Qualität als Quantität braucht, Tiefe und Bewusstheit, statt Oberflächlichkeit und Unachtsamkeit. Im Ayurveda wird sowohl auf inneres, als auch äußeres Wachsen für ein Leben in Fülle geachtet.

Organisch sind Kapha Menschen durch ihre schwere Verdauung, allgemeine Steifheit und verdichtete Körpermasse oft eingekapselt. Einem Panzer gleich schützen sie sich durch langsame Bewegungen und monotone Lebensweise vor Überforderung, da sie zu Schleimbildung und Gefäßablagerungen neigen.

So wie die Körpersekrete klebrig und verdickt sind, hängen Betroffene häufig an immer wiederkehrenden Ritualen, zäh bis jähzornig verteidigen sie ungesunde Unausgewogenheiten, trotz Schmerz und verminderter Lebensqualität. Das wirkt sich auf alle anderen Elemente aus, Wasser wird eingelagert, Atemlosigkeit führt zu Passivität, niedriges Verdauungsfeuer zu Übergewicht.


Eine Doshaschieflage bedarf deshalb einer schrittweisen Umstellung, die ich „Salamitechnik“ nenne. Wir verführen mit hauchdünnen, scheibchenweise eingeführten Veränderungen, statt mit einer knüppelharten Keule gewaltvoll zu sein. Weniger ist mehr, aber das Reduzieren von groben Verhaltensweisen das Wurzel des Übels- Weniger von allem ist komplex, deshalb beginnen wir einer Ampel gleich mit „Gelb“, wie Gefahr, um allein durch Achtung der Bedürfnisse Erfolgserlebnisse zu erzielen.

„Rot“ sind Symptome mit Krankheitswert, die eher zum Mustererhalt zwingen, da typische Vata Störungen zunächst Verschlimmerungen hervorrufen, z.B. bei Erkältung, Ödem, Völlegefühl oder Fettleber. Um das „Grün“ in der Ampel zu fördern, finden wir mittels Konstitutionstypanalyse heraus, was im Alltag beschwerdefrei und leicht funktioniert.

Pranayama, gezielte Atemtechniken, der Einsatz von Aromaölen, Bewegungsangebote  und das gesamte Spektrum der Körperhygiene, z.B. unter Verwendung von Räucherware, wie Sandelholzstäbchen oder Austrocknen mit Peelings, Pasten und Gewürzmischungen soll helfen, auszuscheiden und loszulassen.

„Dampf ablassen“ in der Schwitzkabine (Svedana) oder sich „Anfeuern mit Salbeifackeln“, Kräuterbündeln oder Räucherkegeln kann zumindest äußerlich entstauen. Alternative Methoden, die die vorherrschenden Qualitäten von Kapha, nämlich Wasser mit der Silbe „ka“ und „pha“ für die Bedeutung „Gedeihen“ in eine neue Form bringen, sind langsame Entspannungstechniken, wie Qigong oder Thai Chi mit Erdung oder eindringliche langfristige Prozessbegleitungen, wie Jahrescoaching, geführte Meditationen oder Arbeit mit dem Unterbewusstsein.

Festsitzende Emotionen zu lösen, gelingt zum Beispiel mit Kinesiologie und dem „Emotion Code“ nach Bradley Nelson. Dazu bedient sich der Ayurveda weiteren Verfahren aus der Komplementärmedizin, wie z.B. Akupunktur oder Homöopathie.