Einleitung
In diesem Lerntagebuch habe ich die nachhaltigsten Learning`s aus drei Jahrzehnten meines pädagogischen Hintergrundwissens zusammengetragen. Ich gebe Denkanstöße für Eltern, die Kinder vom ersten bis 16. Lebensjahr begleiten. Lese hier die besten Learning- Snacks aus meiner Zeit als Erzieherin, Kitaleiterin und zweifache Mutter von Jule und Janin. Bediene dich mit Bildungshäppchen, die dich nähren, bevor du es satt hast! Aus dem Tagebuch einer Kinderliebhaberin teile ich Erinnerungen meiner 16 jährigen Kindheit und Jugend mit dir. Daraus sind Rituale und spirituelle Wegbegleiter entstanden, die sofort ins Heute übertragbar sind. Teile die Starkmacher mit deinem Kind, damit sie in stürmischen Zeiten standhaft sind.
In jedem Blogbeitrag erinnere ich an Ressourcen, die mir beim Groß werden geholfen haben und leite daraus ab, was jedem Kind auf dem Weg zum Erwachsenwerden hilfreich sein kann!
Prägendes und Einprägsames: Aus den 11 Bildungshäppchen- Snack dir was, Eltern sein macht damit wieder Spaß!
Das Vier-Farben-Land
Ein weiterer tiefgreifender Eindruck ergab sich zur Fachtagung des Erzgebirgskreises beim Netzwerk Frühe Hilfen, als der Schulchor der Förderschule für Erziehungshilfe Aue ein Lied vorstellte.
Von der Vielfalt der Perspektiven – Alle Kinder sind solang bunte Wesen, bis sie in die einfarbigen Erlebniswelten der Erwachsenen eintauchen
Learningsnack: Ich war tief ergriffen, mit welcher Freude die lernbeeinträchtigten Grundschüler verschiedener Altersgruppen und mit ebenso vielfältigen Handicaps es sekundenschnell schafften, die abgestumpfte, gelangweilte Zuhörerschaft im Saal zu verwandeln. Lebendige Lebenskraft, die Beifall schafft und das, obwohl die Lernbehinderung und sozial emotionale Probleme die Verständigung in Wort und Schrift, verbal und im Gespräch sonst so erschwerten. Ein ganz besonderes Kinderbuch „Das vier Farben Land“ von Gina Ruck Pauquet, bildete die Welt so rund, und kunterbunt ab, wie ich sie mir wünsche. Singende Kinder machen sie bunt und so liebenswert, wie ich sie als Kita Leiterin haben wollte. Als ich mein eigenes Kinderhaus gründen wollte, war zumindest der Name schon gefunden: Die „Kita Konfetti“ war auf der Bühne im Kulturhaus Aue kurz lebendig geworden.
Learningsnack: Als in der DDR sozialisierte Schülerin war ich es gewohnt, mit einer Norm verglichen zu werden. Mehrheiten gaben vor, was erstrebenswert ist. Im 21. Jahrhundert hat sich diese Sicht auf Diversitäten zum Glück gewandelt. Die Minderheit hat eine Daseinsberechtigung, der Außenseiter ist nicht mehr „schwarzes Schaf“. Die UN- Menschenrechtskonvention spielt in meiner Arbeit nicht erst seit ihrer Ergänzung eine entscheidende Rolle. Ich habe mich schon seit meinem 1. Praktikum für die Rechte der Kinder eingesetzt und nutze die wunderschönen Illustrationen von Ulrike Baier und Lieder von Tobias Rienth für inklusive Angebote. Die Kinderrechtskonvention ermöglicht, dass inzwischen klassenweise dieses Musical auf die Stigmatisierung hinweist. Auch Kinder mit Lernbehinderung werden gern in vier Farben sortiert. Betroffenen sagen unumwunden, wie sie Grün, wie LRS zum Kotzen finden, Rot wie ADHS peinlich zum Erröten, Blau, wie Dyskalkulie die Zahlen zum Absaufen bringen oder Gelb, wie Depression sie Ermüden und frustriert sein lassen. Ich nutze Inklusionsprojekte, um die Ganzheitlichkeit darzustellen und einen Paradigmenwechsel zu ermöglichen. Nur bunt ist gesund.
Das Bildungshäppchen– Alle Kinder tragen unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft ein Universum an Entwicklungspotential in sich. Die Vielfalt wird sichtbar, wenn Erwachsene mit Liebe und Vorbild unterstützen und sie dabei ermutigen, wie der renommierte Hirnforscher Gerald Hüther beschreibt, ihre Interessen zu verfolgen. Alles, was sie aus sich heraus Lernen, mit Neugier erforschen, mit Sinn verbinden, wird automatisch zu Erfahrungen, die prägen. In meiner Erzieherausbildung unterschied man daher intrinsisch motivierte Lernwege durch Versuch und Irrtum oder Lernen durch Nachahmung. Das Modell sollten dafür Erwachsene oder Diejenigen sein, die eine Kompetenz bereits anwenden konnten. Der von außen motivierte Lernweg wurde Konditionieren genannt und wurde durch Wiederholung, Training und Reiz- Reaktionsketten mittels Lob oder Tadel positiv bzw. negativ verstärkt. Ich bin erleichtert, dass diese Gegenüberstellung der Schwarz- Weiß Pädagogik in meinem Studium zur Sozialpädagogin durch den Ko-Konstruktivismus abgelöst wurde. Im 21. Jahrhundert gelingt ein Sowohl als auch selbst in dem Chaos der Reform von Lehr- und Bildungsplänen. Inzwischen hat mich die Theorie von John Kotter überzeugt, dass man nach dem „Pinguinprinzip“ Stärken stärken und Schwächen abschwächen kann. Jeder Mensch hat schwarze Seiten an sich, die er wie Schatten am liebsten hinter sich lässt. Ich bin dabei behilflich, die dunkle Seite, die wie Pech an einem klebt abzustreifen. Das strahlende Weiß, unsere helle Weste oder die glänzende stolze Brust, die wir vor uns tragen und sichtbar machen, poliere ich mit meinen inklusiven Angeboten auf. Das wichtigste dabei ist, das Alleinstellungsmerkmal eines jeden Kindes zu erkennen und die Individualität sichtbar zu machen. Der Pinguin hat einen winzigen Akzent, ein wenig Orange, was man am besten durch den schärferen Blick in verschiedenen Perspektiven sieht. Wir sollten alle mehr den Spiegel auf das Einzigartige Alleinstellungsmerkmal ausrichten, dann wird es bunt im Vierfarbenland. Aus Lernproblemen werden diverse Lernmethoden und mit Zuwendung und Verständnis der neurowissenschaftlichen Erkenntnisse endlich auch verschiedene Lernwege akzeptiert.